Ihr habt doch schon auf meinen Kühlschrank Teig gewartet, oder? ODER?
Es tut mir leid, dass Ihr so lange warten musstet. Ich hatte sogar alles schon fertig- Text und Bilder. Aber leider bin ich dann krank geworden und habe mich echt zu matschig gefühlt, um alles zu einem schicken Post zusammenzufassen. Jetzt kommt er aber und zwar ganz ausführlich- und ich glaube dieser Kühlschrankteig wird einer meiner längsten Posts EVER…
Hoffentlich habt Ihr Zeit mitgebracht!
Ich fang mal von vorne an:
Ich habe einen Sauerteig angesetzt. Und zwar nach der Anleitung von Heike Relleomein. (das ist natürlich unbeauftragte Werbung, weil ich sie verlinke).
Diesen liebe ich heiß und innig- das Brot wird schön säuerlich, fest und schmeckt wie vom Bäcker.
Wie aber wahrscheinlich jeder von euch weiß, braucht so ein Sauerteigbrot Zeit. Viel Zeit. Man muss füttern, Vorteig- Hauptteig, evtl. Quellstück ansetzen. Man muss warten, warten, warten. Dehnen und falten. Und nochmal warten.
Das kann man am Wochenende oder im Urlaub gut machen, aber ich hätte eben auch gerne mal ein frisches Brot, wenn man eben keine Zeit für all das hat. Wir essen schon viel Brot. Zum Frühstück, als Sandwichtoast, zum Grillen oder eben zum klassischen deutschen Abendbrot.
Dieser Kühlschrankteig bietet eine Option auch so mal ein frisches Brot ganz spontan zu backen, ohne viel Vorbereitungszeit, denn diese hat man nur ganz am Anfang einmal und hat dann den Teig schon fertig im Kühlschrank stehen. Quasi „mealprep“ in Brotform.
Was ich ganz toll finde ist, dass der Teig so neutral gehalten ist, dass man damit sowohl ein Brot, als auch leckere Brötchen zaubern kann. Und zwar im Nullkommanix!
Was man braucht? Gar nicht viel!
Ein bisschen Hefe (weniger als einen halben Würfel- Ihr könntet euch also sogar einen Würfel mit eurer Freundin, Mama oder dem besten Kumpel teilen!), Mehl, Wasser, Salz und einen Hauch Zucker…
Das hat doch fast jeder im Schrank- sofern Ihr an Hefe kommt. Aber bei uns ist die Situation zur Zeit etwas entspannter, Frischhefe ist wieder in den Supermärkten erhältlich- gottseidank. Wie geht es euch, herrscht bei euch noch Hefeknappheit?
Dieser Kühlschrankteig wird einmal angerührt und beschert euch im Laufe der folgenden Woche einmal Brot, einmal Brötchen oder zwei schöne Brote, oder Ihr backt ein großes Monsterbrot 😉
Ja Ihr habt richtig gelesen „im Laufe der folgenden Woche“! Der kann nämlich ziemlich lange stehen. Im Kühlschrank. Und geht so vor sich hin. Und macht ganz verrückte Formationen, wenn man ihn lässt- nach einigen Tagen wirft er lustige, faustgroße Blasen, die irgendwie strange aussehen, aber sooo viel Volumen in den Teig bringen!
Nun aber genug geschwärmt, lasst uns mal in Medias Res gehen:
Zuerst geht es los, wie bei einem ganz stinknormalen Hefeteig. Hefe, Zucker und ein wenig von dem lauwarmen Wasser werden verrührt und ein wenig stehen gelassen. In dieser Zeit verrührt man in der Küchenmaschine oder von Hand schon einmal das Salz mit den beiden Mehlsorten (hier könnt Ihr, wie im Originalrezept die Mischung aus Dinkel- und Weizenmehl nehmen, aber auch auf reines 550er Weizen zurückgreifen. Beides habe ich ausprobiert und beides hat gleich gut geklappt). Nach ein paar Minuten knetet Ihr dann alles zusammen. Schön lange kneten- ich habe um die sieben Minuten lang geknetet! Sollte euch der Teig zu flüssig vorkommen, dann gebt einen oder zwei Esslöffel Mehl dazu. Aber nur schrittweise, tastet euch da ganz vorsichtig heran. Der Teig wird nicht fest, sondern leicht klebrig. Er sollte sich vom Schüsselrand lösen und am Knethaken hochklettern.
Fertig geknetet, gebt Ihr den Teig nun in eine ganz leicht geölte Schüssel mit Deckel, bitte keine pure Metalldose. Emaille geht, aber idealerweise Plastik oder Glas, oder auch Porzellan. Achtet darauf, dass sie ausreichend groß ist, der Teig wird später doppelt so groß, wenn nicht noch mehr!
Und dort darf der Teig nun bleiben. Er fühlt sich wohl in diesem Klima und gedeiht langsam aber prächtig vor sich hin.
Nach so ca. vier, fünf oder sechs Stunden dehnt und faltet Ihr den Teig. Das klingt komplizierter, als es ist. Ihr öffnet die Schüssel, fasst an der Seite unter den Teig und zieht diesen lang. Ihr merkt, je älter der Teig ist, desto besser lässt er sich ziehen, ohne einzureißen. Das langgezogene Stück wird nun auf den Teig „geklappt“. Dann dreht Ihr die Schüssel um ein Viertel und macht das selbe erneut, wieder ein Viertel, nochmal dehnen und falten, und zum Schluss noch einmal. Zum Schluss habt Ihr ein „Päckchen“ , wie einen Briefumschlag zusammengefaltet. Nun einfach den Deckel wieder drauf und wieder ab in den Kühlschrank. Je nach Lust und Laune könnt Ihr diesen Vorgang ab und zu wiederholen. Ich schaue gerne abends mal nach meinem Kühlschrankteig und dehne und falte dann einfach mal… Jedes Mal, wenn Ihr das macht, gibt es mehr Stabilität und Fülle in den Teig.
So, nun ist es so weit und der Teig ist im Kühlschrank ooordentlich aufgegangen (na- war eure Schüssel groß genug?) und Ihr wollt endlich an den Backofen…
Nun nehmt Ihr so viel Teig, wie Ihr mögt (für ein normalgroßes Brot reicht die Hälfte dieser Menge) aus der Schüssel und stellt sie danach wieder in den Kühlschrank. Den entnommenen Teig gebt ihr auf eine bemehlte Arbeitsplatte und gebt ihm nochmal eine letzte Behandlung á la „Dehnen und Falten“ und formt ihn dann rund, indem ihr ihn auf der Arbeitsfläche im Kreis dreht und dabei alle „Ecken“ schleift.
Solltet Ihr ein Gärkörbchen besitzen, legt ihr den Teig mit dem Schluss (die unschöne Seite) nach oben hinein, unbedingt bemehlen… Ansonsten könnt ihr ihn in eine mit einem bemehlten Tuch ausgelegte Tupperschüssel geben oder auch gleich in eine Kastenform, in der ihr das Brot auch backen könnt. Dort lasst ihn nochmal eine bis 1,5 Std gehen. Gerne in etwas wärmeren Gefilden. Wenn die Wohnung recht kalt ist, stellt im Backofen die Lampe an oder (wenn euer Backofen das zulässt) 30°C ein. Wenn der Teig nun deutlich nochmal an Volumen gewonnen hat, nehmt den Teig nochmal zur Hand und heizt in der Zeit den Backofen auf 240°C vor. Ihr mehlt den Teig von oben nochmal (dafür eignet sich Reismehl am allerbesten, aber auch ALLE ANDEREN Sorten funktionieren) und schneidet ihn ein. Da ist eurer Fantasie keine Grenze gesetzt- tobt euch aus. Schneidet nur tief genug.
Wenn der Backofen aufgeheizt ist, kippt ihr den Teig entweder vom Gärkörbchen auf das Backblech, oder Ihr stellt die Kastenform in den Backofen. Um die Außenseite schön knusprig zu bekommen, stellt ihr eine kleine ofenfeste Schüssel mit Wasser dazu. Nach 15min schaltet Ihr auf 200°C herunter und backt weitere 20-25 min, bis das Brot braun und knusprig ist. Wenn Ihr darauf klopft (noch besser unter dem Boden) und es richtig hohl klingt, dann ist es fertig.
Legt es aus dem Ofen auf ein Abkühlgitter und lasst es vor dem Anschneiden vollständig auskühlen.
Solltet Ihr Brötchen formen wollen, dann geht ihr sehr ähnlich vor, ihr könnt die Hälfte des Teiges in sechs große oder acht kleinere Brötchen mit derselben Technik formen, wie das Brot. Wenn ihr noch Körnchen mögt, wälzt die Teiglinge in Mohn, Sesam, Leinsamen oder Sonnenblumenkernen. Auch hier das einschneiden nicht vergessen.
Die Brötchen werden nach etwas weniger Zeit fertig sein- versucht es so mit ca 30-35min insgesamt (Klopftrick funktioniert auch hier!).
Es gäbe hier aber noch unendlich viele Möglichkeiten, man könnte mit diesem Teig sicher auch Pizza backen!!!
Puuuuuh, das war aber ein langer Text- ich hoffe, Ihr seid bis hier hin gekommen? Wenn ja, würde ich mich freuen, wenn Ihr diesen Kühlschrankteig nachmacht. Habt Ihr Lust, bei Instagram eure Ergebnisse zu teilen? Tagt mich (@glasgefluester) und verwendet den Hashtag #kühlschrankteig, wenn ihr mögt!
Noch ein HInweis in eigener Sache: Oft erhalte ich Fragen zu meinen Blogartikeln bei Instagram per Direct Message, oder per Mail. Das ist zwar total toll, dass Ihr so Kontakt mit mir aufnehmt und ich beantworte eure Fragen dann selbstverständlich. Allerdings ist es am allerbesten, wenn Ihr eure Fragen gleich hier unter dem Blogpost stellt. Denn so haben auch alle anderen Leser etwas davon und müssen die selbe Frage nicht gleich mehrfach stellen. Könntet Ihr euch damit arrangieren, das so zu tun? Ich würde mich freuen! Danke!!!
Kühlschrankteig mit wenig Hefe
Zutaten
- 1 kg Mehl alles 550er Weizenmehl, oder 330g Dinkel 630/ 670g Weizen 550
- etwas mehr Mehl zum mehlen der Arbeitsfläche und falls der Teig zu klebrig ist
- 16 g Frischhefe
- 1/2 TL Zucker
- 24 g Salz
- 640 ml Wasser lauwarm
- 1 Tropfen Öl
Anleitungen
- 35g (ml) Wasser mit der Hefe und dem Zucker verrühren und zwei, drei MInuten stehen lassen.
- In der Zeit die restlichen trockenen Zutaten verrühren. Nun mit der Küchenmaschine oder per Hand das Wasser, die Hefemischung und die trockenen Zutaten gut verkneten (es dauert etwa 7-10min bis der Teig geschmeidig und homogen ist!).
- Sollte der Teig nicht fest genug sein, noch einen bis drei TL Mehl dazu geben, in kleinsten Mengen, bis er sich vom Schüsselrand (bzw. der Arbeitsfläche) löst.
- Nun den Teig in eine ganz leicht mit Öl befettete Schüssel geben, diese schließen und in den Kühlschrank stellen.
- Nach 4-6 Std (machbar auch erst nach ca 10-12 Std- je nach Zeit und Lust) den Teig einmal dehnen und falten. Nun könnte das erste Brot gebacken werden, oder man stellt den Teig wieder in den Kühlschrank. Er kann bis zu einer Woche im Kühlschrank vor sich hin gehen. Bei dieser längeren Lagerung empfehle ich, alle 24h einmal zu dehnen und zu falten.
- Um ein Brot zu backen, nimmt man die Hälfte (oder mehr/weniger) des Teiges aus dem Kühlschrank, dehnt und faltet ihn ein letztes Mal und gibt ihn mit dem Schluss (der unschönen Seite, wo sich die Teigränder treffen) nach oben in ein bemehltes Gärkörbchen (oder mit Handtuch ausgelegte Schüssel).
- Nach 30min Gehenlassen den Backofen auf 240°C vorheizen. Nach 1-1,5 Std Gehenlassen ein Backpapier auf das heisse Backblech geben und den Teig darauf stürzen. Nun einschneiden (tief!) und eine ofenfeste Form mit Wasser daneben stellen. 15min bei 240C backen,. Dann die Hitze auf 200°C herunterschalten und weitere 20-25min bis zur gewünschten Bräunung weiterbacken. Dass das Brot durchgebacken ist, erkennt man am hohlen Geräusch, wenn man von unten gegen den Brotboden klopft. Dann auf einem Rost auskühlen lassen.
- Um Brötchen zu backen verfährt man genau so, Teilt aber diese Teighälfte in sechs große, oder acht kleinere Stücke. Diese kann man mehlen und einschneiden, oder auch in Kernen (Sonnenblumen, Kürbis, Leinsamen, Sesam oder ähnliches) wälzen. Die Backzeit bei 240°C würde ich hier bei 10-12min wählen, und nach dem Herunterschalten der Temperatur so ca 15-20min weiter backen. Achtet einfach auf die gewünschte Bräunung!
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Andrea Smidt
Hallo Britta,
kann ich den Kühlschrankteig auch ohne Weizenmehl machen, z.B. nur Dinkelmehl? Ich darf leider kein Weizen essen, daher frage ich.
Britta
Hallo liebe Andrea,
ja ich habe ihn auch schon ausschließlich mit 630er Dinkelmehl gemacht- das ging super!
Liebe Grüße
Britta
Maja
Ich glaube, das Rezept passt noch besser zu unserem quirligen Haushalt als Sauerteig. Ich werde es ausprobieren. Verflixt, an einem Sonntag gefunden…
Britta
haha wie gemein! Aber das freut mich, dass es dir gefällt!